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Die Geschichte des modernen Tanzes

Eines vorab - bei der Bezeichnung der im 20. Jahrhundert entstandenen (modernen) Tanzstile herrschen zum Teil babylonische Verhältnisse: Jazz Dance, Modern Dance, Modern & Jazz Dance, Postmodern Dance, New Dance, Contemporary, Contemporary Jazz usw. - sie zu unterscheiden ist nicht ganz einfach, wohl auch weil es  Experimente und Verschmelzungen gab und gibt und auch letztlich wohl deshalb, weil es jeder ein wenig anders sieht. Und so soll das auch bleiben - mit anderen Worten wollen wir uns auf keinen Fall herausnehmen, hier etwa Dinge richtig zu stellen!

Vielmehr soll diese Seite ohne Anspruch auf historische Vollständigkeit oder gar auf Erfüllung akademischer Anforderungen einen Überblick über die unserer Meinung nach bestehenden Unterschiede zwischen Jazz Dance, Modern Dance und Contemporary und deren Entwicklung im 20. Jahrhundert vermitteln und vielleicht den Einen oder Anderen veranlassen, sich selbst tiefergehend mit dem Thema zu befassen. 

Wenn Dir beim Lesen eine Ungenauigkeit oder sogar Unrichtigkeit auffällt, oder Du der Meinung bist, dass ein aus Deiner Sicht wesentlicher Aspekt der Geschichte des modernen Tanzes fehlt oder zu kurz kommt, schreibe mir doch - diese Seite kann und soll sich gern weiterentwickeln.

Modern, Jazz, Contemporary - was ist eigentlich der Unterschied?

Der Modern Dance, der Jazz Dance und der Contemporary Dance sind verschiedene Tanzformen. Obwohl sie im Laufe der Zeit gelegentlich miteinander verschmolzen sind, gibt es doch Unterscheidungsmerkmale hinsichtlich des Ursprungs und historischen Hintergrundes, der Technik und Bewegungsabläufe und der musikalischen Beziehung.

Ursprung und historischer Hintergrund

Der Modern Dance entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Reaktion seiner Protanogisten auf die aus ihrer Sicht zu formalen und starren Strukturen des klassischen Balletts. Seine Pioniere wie Isadora Duncan und Martha Graham suchten nach einer neuen, freieren Form des Ausdrucks und wollten den individuellen Ausdruck und die emotionale Tiefe in der Bewegung betonen. Modern Dance hat seinen Ursprung insofern hauptsächlich in der westlichen Tanztradition und war letztlich eine Gegenreaktion auf die Formen des klassischen Balletts. 

Der Jazz Dance hingegen hat seine Wurzeln in der afroamerikanischen Kultur und dem Musikgenre Jazz. Er entstand ebenfalls im frühen 20. Jahrhundert und speiste sich aus den in der multikulturellen Gesellschaft der USA vielfältig vorhandenen Tanzstilen. Ein wesentlicher Bestandteil sind dabei afrikanische Bewegungsmuster, welche versklavte Afrikaner im 19. Jahrhundert mit nach Amerika brachten. Aber es finden sich ebenso indianische, arabische, asiatische und europäische Elemente in dieser Tanzform wieder. Jazz Dance enstand zwar ursprünglich in den Vereinigten Staaten, hat im Laufe der Zeit aber auch internationale Einflüsse aufgenommen. Der Jazz Dance ist oft mit energetischen, rhythmischen Bewegungen und Improvisationstechniken verbunden. 

Der Contemporary Dance entstand hingegen erst im späteren 20. Jahrhundert und frühen 21. Jahrhundert. Er nimmt eine breitere Palette von Einflüssen, Techniken und Stilen auf und kann als eine Weiterentwicklung des Modern Dance betrachtet werden. Contemporary ist weniger auf eine spezifische historische Bewegung oder Ära beschränkt, ist globaler und weniger an eine bestimmte kulturelle Tradition gebunden. Er kann Elemente aus verschiedenen kulturellen Hintergründen aufnehmen und ist oft experimenteller in Bezug auf Inhalt und Stil.

Bewegungsstil und Technik

Der Modern Dance zeichnet sich durch fließende, organische Bewegungen aus, die oft auf natürlichen Bewegungsabläufen und der Schwerkraft basieren. Er betont den Ausdruck von Emotionen und Geschichten durch den Körper. Die Techniken variieren je nach Choreografie und Künstler, können jedoch Elemente wie Bodenarbeit, Kontraktionen und Dehnungen umfassen.

Der Jazz Dance ist rhythmisch und energiegeladen. Er beinhaltet oft schnelle Schritte, Drehungen, Sprünge und akzentuierte Bewegungen. Charakteristisch sind auch improvisierte Bewegungen, insbesondere im Jazz-Tanzstil. Jazz Dance verwendet in der Choreografie oft die musikalische Betonungen und Rhythmen der Jazzmusik. 

Contemporary Dance ist äußerst vielfältig und flexibel, eigentlich eine Fusion. Er kann Elemente sowohl des Modern Dance, des Jazz Dance wie auch zahlreiche andere Techniken und Einflüsse kombinieren. Contemporary Dance kann sowohl fließende als auch schnelle, explosive Bewegungen umfassen und neigt dazu, die individuelle künstlerische Interpretation zu betonen.

Musikalische Beziehung

Modern Dance kann mit einer breiten Palette von Musikstilen und Genres in Verbindung gebracht werden. Die Beziehung zur Musik ist nicht so eng mit einem Genre verknüpft, wie im Jazz Dance. Oft geht es im Modern Dance um den Ausdruck von Emotionen und Geschichten, die unabhängig von der gewählten musikalischen Begleitung sein können. 

Der Jazz Dance hingegen ist stark mit der Jazzmusik verbunden. Die Choreografie und die Bewegungen sind oft eng auf die musikalischen Rhythmen und Betonungen abgestimmt. Jazztänzer verwenden nicht selten auch Improvisationstechniken, um auf die Musik zu reagieren.

Contemporary Dance kann, ähnlich wie der Modern Dance, wiederum eine breite Palette von Musikstilen und -formen verwenden. Die Beziehung zur Musik kann variieren und reicht von enger Synchronisation bis zu unabhängigem Ausdruckstanz.

Der Modern Dance

Ähnlich wie sein deutsches Pendant, der Ausdruckstanz, lässt sich der Modern Dance auf die Schülergeneration von François Delsarte (1811-1871) zurückführen. Delsarte befasste sich mit der Verbindungen zwischen Sprache, Musik und Bewegung sowie zwischen Empfindungen und körperlichem Ausdruck. Er wollte die Ausbildung von Schauspielern und Sängern auf Beobachtungen des alltäglichen Verhaltens, anstelle des Einstudierens von Techniken gründen. So wurde er zu einem Reformer der zwar technisch hoch entwickelten, aber mancherorts für unnatürlich gehaltenen Bühnenkünste seiner Zeit.  

Der Modern Dance entwickelte sich als Reaktion auf die vorhandenen Strukturen des klassischen Balletts, die von den Vertretern dieser neuen Entwicklung im Tanz als zu einengend und starr betrachtet wurden. Tanzhistorisch ist Modern Dance mithin eine Variante des Bühnentanzes, die sich aus Erneuerungsbestrebungen des klassischen Balletts, aber auch aus avantgardistischen Strömungen seit etwa 1900 ergab; er hat seine Wurzeln also in der westlichen Tanztradition.

Als Gegenbewegung zum klassischen Ballett ignorierte der Modern Dance dessen striktes Bewegungsvokabular und seine damit begrenzte Auswahl von Bewegungen, wobei andereseits aber Ausgangspunkt eben die Bewegungstechnik des klassischen Tanzes war. Der Modern Dance griff räumliche, rhythmische und dynamische Aspekte der Bewegung auf und verzichtete auf der Suche nach größerer Bewegungsfreiheit auf Korsetts und Spitzenschuhe.

Isadora Duncan

Neben dem Wirken von Ruth St. Denise waren es die für ihre Zeit außergewöhnlichen Solotänze von Isadora Duncan (1877-1927), die einen neuen Stil begründeten, der weniger von technischer Brillanz als von grundsätzlicher Offenheit gegenüber fremden Kulturen oder der Populärkultur geprägt war und den körperlichen Ausdruck an vorderste Stelle setzte.

Isadora Duncan (Foto von Raymond Duncan, 1903), oft als die "Mutter des Modern Dance" bezeichnet, war eine der ersten Künstlerinnen, die die gegebenen Ballettregeln ablehnte. Sie betonte die Bedeutung von Freiheit und Ausdruck in der Bewegung. Statt der steifen Ballettkostüme trug sie lose Gewänder im römischen und griechischen Stil und tanzte barfuß, um eine engere Verbindung zur Natur herzustellen. Ihr Tanzstil war geprägt von fließenden, organischen Bewegungen, die die Schwerkraft nutzten, anstatt gegen sie anzukämpfen.

Martha Graham

Martha Graham (1894-1991; Foto von Herta Moselsio), gilt als eine der wichtigsten Begründerinnen des Modern Dance und trug maßgeblich zur Entwicklung dieser Kunstform bei. Sowohl durch Grahams künstlerische Ausstrahlungskraft und Bekanntheit, wie auch durch ihr langes Leben ist der zunächst unmittelbar nur mit ihr selbst in Verbindung gebrachte Tanzstil für lange Zeit zum Synonym für die neuzeitliche Tanzkunst im 20. Jahrhundert geworden.

Graham sorgte für tiefgreifende Veränderungen im Tanz, indem sie diesen nicht mehr einem standardisierten Bewegungsablauf unterordnete, wie es im klassischen Ballett der Fall war, sondern vielmehr dem Gefühl und der Emotion den unbedingten Vorrang vor der Bewegung gab; sie entwickelte eine Technik, die auf Kontraktionen und Entspannungen der Muskulatur basierte, um tiefgründige Emotionen und Geschichten in ihren Choreografien auszudrücken. Graham betonte die Bedeutung des Atems in der Bewegung und schuf so eine ganz neue Art des tänzerischen Ausdrucks.

Das von ihr entwickelte Spektrum an Tanztechniken, die sogenannte Martha-Graham-Technik, lehrte sie ab 1926 an der von ihr in Manhatten gegründeten "Martha-Graham-School", aus der später auch eine eigene Kompagnie hervorging.

José Limon, Doris Humphrey, Charles Weidmann und Merce Cunningham

In den 1920er und 1930er Jahren begann der Modern Dance, sich weltweit auszubreiten. Künstler wie José Limon, Doris Humphrey und Charles Weidman (Foto, 1901) trugen zur Popularisierung dieser Tanzform bei.

José Limón erreichte den Aufbau von Spannung über die Arbeit mit Gegensätzen. Eines der grundlegenden Merkmale der von ihm entwickelten Technik ist das Prinzip der Ausdehnung und des Zusammenziehens (contract & release). Gerade bei dem Umgang mit der Schwerkraft unterscheidet sich Limón stark vom klassischen Ballett. Statt den Tänzer leicht erscheinen und ihn gleichsam die Schwerkraft überwinden zu lassen, versucht Limón eine Art Zug- und Gegenzug zu erzeugen. Der Oberkörper zieht sich nach oben während die Beine ganz tief in der  Erde verwurzelt sind. Dieser starke Bodenkontakt im Kontrast zu der Streckung ist die Grundlage und Voraussetzung für die weiteren Bewegungen.

Humphrey und Weidman entwickelten eine Technik, die als "Fall and Recovery" bekannt ist, bei welcher der Körper in den Raum fällt und sich dann wieder erhebt. Diese Technik ermöglichte es den Tänzern, die Schwerkraft und den Körper auf eine neue Weise zu erforschen.

Mit den 1960er Jahren entstanden neue Strömungen innerhalb des Modern Dance. Merce Cunningham, ein Schüler von Martha Graham, entwickelte eine völlig abstrakte und experimentelle Herangehensweise an den Tanz. Er betonte die Trennung von Musik und Tanz, sodass die Bewegungen unabhängig von der Musik waren und oft zufällig oder durch den Einsatz von Würfeln und anderen Hilfsmitteln bestimmt wurden.

Rudolf v. Laban, Mary Wigman und Gret Palucca

Mit dem gesellschaftlichen Umbruch im beginnenden 20. Jahrhundert, vor allem ausgelöst durch den ersten Weltkrieg, fand in allen Künsten ein Ausbruch aus vorgegebenen, als veraltet empfunden und dem neuen Lebensgefühl nicht mehr entsprechenden Formen statt: die Darstellung des persönlichen Erlebens durch intensiven, dramatischen Ausdruck, in Farben, Tönen, Worten und Bewegungen wurde zum Expressionismus. Das verursachte natürlich auch Veränderungen im Tanz.

Frühe Wurzeln des modernen Tanzes in Deutschland liegen in den Gymnastikschulen, die um 1910 im Zuge der sogenannten "Zurück-zur-Natur-Bewegung" entstanden. Ein Zentrum dieser Bewegung war die Künstlerkolonie "Monte Verità" in Ascona in der Schweiz. Dort lehrte Rudolf v. Laban (1879-1958), ein ungarischer Tänzer und Choreograf. Seine berühmten Sommerkurse in den Jahren von 1913 bis 1919 hatten eine starke Anziehungskraft auf viele Anhänger der neuen Tanzkunst. Laban feierte in expressionistischen Tanzdramen den „neuen Menschen“, den „Fiur-Menschen“, den „Anarchos“, den „Orgiastos“. Eine seiner wichtigsten Mitarbeiterinnen war Mary Wigman.

In den 1920er und 1930er Jahren entwickelte sich Dresden zum Zentrum der neuen Tanzkunst. Im Jahr 1920 eröffnete dort Mary Wigman (eigentlich Marie Wiegmann, 1886-1973) eine Schule für modernen Tanz. Gret Palucca (eigentlich Margarete Paluka, 1902-1993), die schon zu Beginn ihrer Ballettausbildung dem klassischen Tanz mit Skepsis gegenüber stand (Foto von Ursula Richter um 1920), besuchte eine Tanzveranstaltung bei Wigman, die für sie zu einem Schlüsselerlebnis wurde; danach war sie eine der ersten Schülerinnen Wigmans. 

Bis 1924 tanzte Gret Palucca in Wigmans Gruppe. Danach begann sie ihre Solokarriere und wurde eine der führenden Protagonistinnen des Ausdruckstanzes. Sie war bekannt für einen fröhlichen, unbeschwerten und humorvollen Tanzstil. Im Jahr 1925 gründete Gret Palucca ihre eigene Schule - ebenfalls in Dresden. Die "Palucca-Schule" unterschied sich sehr von anderen Schulen ihrer Art, denn dort stand nicht der körperliche Drill im Vordergrund, sondern eine geistig-künstlerische Erziehung. Zu ihren bekanntesten Schülerinnen zählen Ruth Berghaus und Lotte Goslar.

Wie in vielen anderen Künsten auch, unterbrach die Zeit des Nationalsozialismus die Weiterentwicklung des Tanzes. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Blüte des reinen Ausdruckstanzes in Deutschland vorüber; es gab allerdings noch die Wigman-Schule. Wigman selbst tanzte nicht mehr, choreografierte aber noch - so zum Beispiel 1957 Strawinkis "Sacre du printemps".

Ballett und  Modern Dance

Der Einfluss des Modernen Tanzes hat über die Jahrzehnte so sehr an Bedeutung gewonnen, dass viele Choreografen einzelne Elemente von Ausdruckstanz und Ballett zum Tanzdrama verbanden, einer Theatertanzform, die beides enthält.

Das Ende des ursprünglichen Gegensatzes zwischen Modern Dance und klassischem Ballett war 1959 die Uraufführung der von Gerorge Balanchine und Martha Graham gemeinsam choreografierten "Épisodes"Ehemalige Graham-Schüler, allen voran Merce Cunningham, entwickelten experimentelle Ballett-Stile, die die Erfahrung zweier Weltkriege und der zunehmenden Umweltzerstörung durch den Menschen einschließen.

Der Jazz Dance

Das Wort "Jazz" ist ein Begriff afroamerikanischen Ursprungs und bedeutete soviel wie Kraft, Heftigkeit oder ekstatische Erregung.

Der Jazz Dance hat seine Wurzeln insbesondere in der afrikanischen Kultur und im afrikanischen Tanz. Als Afrikaner im 18. Jahrhundert als Sklaven aus ihrer Heimat nach Amerika verschleppt wurden, nahmen sie ihre Tanz- und Musiktraditionen mit. Diese entwickelten sie bei der Arbeit auf den Plantagen im Süden der USA weiter und verschmolzen sie mit den Tanztraditionen der Weißen. Es ist nahezu unmöglich, alle Tänze und Schritte zu benennen, die hieraus entstanden sind: Shuffle, Cake Walk, Ragtime, Two-Step, Shimmy, Charleston und Black Botoom sind nur einige davon.

Im 19. Jahrhundert wurden im Norden der USA die sogenannten "Minstrel-Shows" populär. Das waren Aufführungen mit einer Mischung aus Musik, Tanz, Gesang und Erzählungen, die sich überwiegend auf die afrikanische Sklaven-Kultur bezogen und diese parodierten. Dazu verkleideten sich weiße Männer als afrikanische Sklaven und imitierten deren Tanzschritte und Verhalten. Sie benutzten schwarze Schminke, das so genannte "blackface", um wie Afrikaner auszusehen, die sie als ständig fröhliche, singende und naive Sklaven darstellten, die ihre Besitzer trotz harter Arbeit lieben. Farbige Tänzer gab es zwar in der Minstrelszene auch, doch sie konnten sich kaum durchsetzen; zwar sorgten sie für viele Impulse in der Tanzentwicklung, wurden jedoch größtenteils von den Weißen unterdrückt.

In der Zeit dieser Shows vermischten sich die Tanzstile enorm und es entstanden daraus neue Schritte. Einflüsse aus anderen Tänzen und Kulturen kamen hinzu, entwickelten sich weiter und verschmolzen mit den bestehenden Rhythmen und Tänzen. 

In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Jazz Dance in den USA, insbesondere in New Orleans, als eine Mischung aus afrikanischen, karibischen und europäischen Tanzstilen und hat in dieser Zeit eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, die sich in den kulturellen, gesellschaftlichen und musikalischen Veränderungen dieser Ära widerspiegelt. Vor allem im Osten der USA war "Vaudeville" sehr populär. Das war eine Bühnenunterhaltung, die eine Zusammenstellung gemischter, temporeicher Nummern in der Art eines Varietés bot; es gab dabei keine geschlossene Handlung, sondern das Programm bestand aus fortlaufenden Auftritten.

In den Jahren ab 1915 wurde die Jazzmusik durch den "Dixieland" beliebt und damit einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Im Jahr 1917 erschien eine Jazz-Nummer mit dem Namen "Jazz Dance" und es gab (das kennen wir so auch von einigen Sommerhits der jüngeren Vergangenheit) dazu bestimmte Tanzschritte; Schritte, die es schon zuvor in der afro-amerikanischen Kultur gab und die nun einen Namen bekamen - Jazz Dance.

In den 1920er Jahren begann in New York die Tanzkarriere von Josephine Baker (Foto von Fred Erismann, 1930); sie war eine der ersten großen Pionierinnen des Jazz Dance und machte diesen Tanzstil, vor allem den Charleston, insbesondere durch Engagements in Berlin und Paris auch in Europa bekannt.

In der gleichen Zeit übernahm die weiße Jugend in den USA die schwarzen Tänze; vor allem die weißen jungen Frauen interessierten sich für diese Art des Tanzes. In der Folge eröffneten in Amerika viele Jazz-Dance-Studios. Es entstanden sehr viele Modetänze wie Shimmy, Black Bottom, Cakewalk, Turkey Trot oder Charleston, aber auch beispielsweise der moderne Stepptanz. All diese Tanzformen fanden Eingang in den Jazztanz als Straßen-, Gesellschafts- und Unterhaltungstanz.

Die 1930er und 1940er Jahre

In den 1930er und 1940er Jahren, während der sogenannten „Swing-Ara“, erreichte der Jazz Dance seine Blütezei - die Big Bands spielten Swingmusik, die sich durch ihre mitreißenden Rhythmen und Melodien auszeichnete. Das führte zu einem explosiven Wachstum des Swing-Tanzes, einschließlich des Lindy Hop, Balboa, und Jitterbug. Diese Tänze wurden zumeist in Paaren getanzt und zeichneten sich durch akrobatische Figuren, schnelle Schritte und Drehungen aus.

Die 1950er und 1960er Jahre

In den 1950er und 1960er Jahren begann der Jazz Dance, sich weiterzuentwickeln und zu diversifizieren. Choreografen wie Jack Cole und Jerome Robbins spielten eine entscheidende Rolle bei der Integration von Jazz Dance in das Musicaltheater und den Broadway. Der Modern Jazz Dance kombinierte Jazz-Tanztechniken mit Ballett- und Modern-Dance-Elementen. Dies führte zur Entstehung von Stilen wie dem Theatertanz und dem Contemporary Jazz, die bis heute populär sind.

Die 1970er und 1980er Jahre

In den 1970er und 1980er Jahren erlebte der Jazz Dance eine Phase der Fusion und des Experimentierens; Tänzer und Choreografen begannen, Elemente aus anderen Tanzformen wie Modern Dance, Hip-Hop und afrikanischem Tanz in den Jazz Dance zu integrieren. Diese Zeit war geprägt von kreativer Vielfalt und einem breiten Spektrum an Stilen und Techniken.

Das 21. Jahrhundert

Im 21. Jahrhundert bleibt der Jazz Dance eine lebendige und sich ständig weiterentwickelnde Kunstform. Er hat sich in verschiedenen Richtungen entwickelt, darunter Contemporary Jazz, Street Jazz und Commercial Jazz. Diese Stile können sich stark voneinander unterscheiden, reichen aber von akrobatischen und energetischen Auftritten bis hin zu langsamen und gefühlvollen Interpretationen.

Der Contemporary Dance

Contemporary ist ein englisches Wort und bedeutet "zeitgenössisch" oder "heutig"; deshalb wird im deutschen Sprachraum der Contemporary Dance auch zeitgenössischer Tanz genannt.

Der Contemporary Dance ist hervorgegangen aus dem amerikanischen Modern Dance und dem deutschen Ausdruckstanz und bezeichnet eine zeitgenössische Stilvermischung verschiedenster Tanzformen. Eine festgelegte Bewegungssprache gibt es im zeitgenössischen Tanz nicht, sondern er bietet den Tänzern eine Möglichkeit, die Grenzen des Tanzes zu erweitern und neue Ausdrucksmöglichkeiten zu erforschen. Es ist eine Art Ausdruckstanz, in dem sich Elemente aus Modern Dance, Jazz Dance und Ballett verbinden. Contemporary Dance ist insofern im Grunde ein Sammelbegriff für die choreografische Bühnentanzkunst der Gegenwart und bedient sich der modernen Tanztechnik, ist dabei aber offen für neue Strömungen aus Tanz und Musik und somit sinnlich, jung und wandelbar.

Die 1950er und 1960er Jahre

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden einige Tänzer und Choreografen des Ausdruckstanzes ab 1947 ein künstlicherisches Zuhause in der Berliner Volksbühne bei Jean Weidt und ab 1955 an der Essener Folkwang-Schule und setzten die Tanzentwicklung fort. Die Anerkennung durch das Publikum war in Westdeutschland zurückhaltend, weil der Ausdruckstanz als Kunstform zu einer Zeit und Ästhetik zurückführte, von der man sich eigentlich distanzieren wollte.

Merce Cunningham, ein Schüler von Martha Graham, spielte in den 1950er und 1960er Jahren eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Contemporary Dance im 20. Jahrhundert. Er führte eine stark abstrakte Herangehensweise an den Tanz ein, bei der die Bewegungen nicht unbedingt eine Geschichte erzählten oder auf Musik bezogen waren. Stattdessen betonte er die Autonomie von Tanz und Musik und ließ die beiden Elemente oft unabhängig voneinander existieren. Dies führte zu einer neuen Art der choreografischen Freiheit und des Experimentierens.

Die 1970er und 1980er Jahre

Erst in den 1970er Jahren gelang einer Reihe von Tänzern und Choreografen eine neue Popularisierung der im weiteren Sinn modernen, künstlerischen Tanzformen und der zeitgenössische Tanz erlebte eine Phase des Postmodernismus. Choreografen wie Tom Schilling, Yvonne Rainer und Trisha Brown betonten die Alltäglichkeit der Bewegung und den Verzicht auf traditionelle Tanztechniken. Diese Tänzerinnen und Tänzer erforschten den Raum, die Zeit und die Beziehung zwischen Performer und Publikum auf radikale Weisen und hinterfragten die grundlegenden Annahmen über den Tanz.

Pina Bausch (eigentlich Philippine Bausch, 1940-2009) übernahm 1969 das Folkwang-Ballett von Kurt Joss und wurde danach mit ihrer Entwicklung des Tanztheaters zu einer Kultfigur der internationalen Tanzszene. Sie galt in der Fachwelt als die bedeutendste Choreografin ihrer Zeit und hat den zeitgenössischen Tanz in der Zeit ihres Wirkens stark geprägt.

Die 1990er Jahre

In den 1990er Jahren erlebte der Contemporary Dance eine Phase der Fusion und Vielfalt. Choreografen begannen, Elemente aus verschiedenen Tanzformen wie Ballett, Modern Dance, Hip-Hop und ethnischen Tänzen zu integrieren. Dies führte zur Entstehung verschiedener Contemporary-Stile, darunter Contemporary Ballet, Contemporary Jazz und Contemporary Fusion.

Im späten 20. Jahrhundert begannen Choreografen vermehrt Technologie und Multimedia in ihre Arbeiten einzubeziehen. Dies ermöglichte die Schaffung von interaktiven Performances, bei denen der Tanz mit Video, Sound und Lichteffekten verschmolz. Diese Experimente eröffneten neue Möglichkeiten für die Darstellung und den Ausdruck im Contemporary Dance.

Das 21. Jahrhundert

Im 21. Jahrhundert zeigt sich in der Entwicklung eine Rückbesinnung auf die ursprünglich emotionale Qualität des Tanzes im traditionellen Dialog zur Musik; der Contemporary Dance ist eine dynamische und sich ständig weiterentwickelnde, etablierte Kunstform. Er integriert weiterhin neue Techniken, Stile und Ideen und bleibt ein wichtiger Ausdruck der zeitgenössischen Kultur.

Als Beleg der Popularität des zeitgenössischen Tanzes in der heutigen Zeit dürfen auch die kommerziellen Erfolge von Filmen wie z.B. "Billy Elliot - I will dance" gelten, oder der Umstand, dass Contemporary in der TV-Tanzshow "Let´s Dance" in das von den Kandidaten darzubietende Repertoire aufgenommen wurde.

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